Building Information Modeling: Die digitale Zukunft der Gebäudeplanung

Building Information Modeling: Die digitale Zukunft der Gebäudeplanung

Building Information Modeling: Die digitale Zukunft der Gebäudeplanung

Ob Elbphilharmonie oder BER-Flughafen: Großbauprojekte haben in Deutschland nicht den besten Ruf. Die Fertigstellung der Bauten dauert oft um Jahre länger als ursprünglich geplant, wodurch sich nicht zuletzt auch die Kosten vervielfachen. Die Ursachen liegen dabei meistens tief unter einem komplexen Geflecht aus Zuständigkeiten und fehlender Koordination vergraben. Dank den Mitteln einer digitalisierten Baubranche könnten solche planerischen Fehlschläge bald aber der Vergangenheit angehören. Besonders vielversprechend sind Tools aus dem Bereich „Building Information Modeling“ (BIM). Hinter diesem Begriff verbergen sich vernetzte Software-Anwendungen, die alle relevanten Informationen sammeln, an einem Ort bündeln und damit die smarte Modellierung am Rechner ermöglichen. Aufgrund der klaren Vorteile sind BIM-Komplettlösungen derzeit überaus ausgefragt.

Aktuelle Herausforderungen in der Gebäudeplanung

Die Digitalisierung hat die Geschäftsprozesse in vielen Bereichen bereits auf den Kopf gestellt. Lange Zeit verwehrte sich Baubranche den Möglichkeiten digitaler Prozessoptimierung, doch im Zuge der Corona-Pandemie, des anschließenden Baustoffmangels und der rapiden Inflation müssen die meisten Unternehmen sich neuen Ideen und Konzepten öffnen. Laut aktuellen Umfragen erkennen deshalb immer mehr Akteure die Potenziale von 3D- und VR-Anwendungen. Leider klafft zwischen Anspruch und der tatsächlichen Anwendung digitaler Lösungen nach wie vor eine eklatante Lücke. Die größten Fortschritte gibt es zurzeit im Bereich der Visualisierung. Diese kommt vor allem zum Einsatz, um potenzielle Kunden während der aktuell eher schwierigen Auftragslage vom eigenen Leistungskatalog zu überzeugen. Durch den Rückgang an privaten Bauaufträgen rücken öffentliche Projekte wieder mehr in der Fokus der Branche. In diesem Zusammenhang glänzen vor allem Wettbewerber, die mit modernen BIM-Tools maximale Transparenz und Planungssicherheit schaffen.

BIM: Planung im digitalen Raum

Die Gebäudeplanung ist durch technologische Entwicklungen der letzten Jahre nicht einfacher geworden. Gebäudeautomation und die dezentrale Energieversorgung stellen weitere Herausforderungen dar und gestalten die ohnehin anspruchsvolle Aufgabe der Planung von großen Bauvorhaben noch komplexer. Die Big-Player in der Bauindustrie sind sich dieser Hürden bewusst, weshalb sie die Nutzung des Building Information Modelings in der jüngsten Vergangenheit massiv vorangetrieben haben. Aufgrund des sichtbaren Erfolgs werden die Vorteile aktuell auch kleineren Wettbewerbern klar. Die Programme dienen als gewerkeübergreifende Knotenpunkte für die Projekte und involvieren Architekten, Bauunternehmer, Bauarbeiter, Auftraggeber, Ingenieure, Lieferanten und viele mehr.

Die Software selbst stellt dabei nur die Arbeitsplattform für den eigentlichen BIM-Prozess zur Verfügung. Das wirklich revolutionäre ist, dass sie in allen Phasen – von der Planung bis zum fertigen Bau – im Einsatz ist. Da es unterschiedliche Projektschwerpunkte geben kann, sind allerdings eine Vielzahl an spezialisierten BIM-Tools am Markt erhältlich. Trotzdem profitieren alle Beteiligten immer von bestimmten Vorteilen. Besonders ausschlaggebend ist der unkomplizierte und schnelle Datenaustausch, der in der Regel mittels Cloud-Anwendung realisiert wird. Informationen über Konstruktionsdetails, Materialien und Baufortschritte sind so jederzeit einsehbar. Dadurch schafft der BIM-Prozess eine völlig neue Form der Transparenz, die effektiv verhindert, dass Großprojekte zu teuren Bauruinen werden.

Noch mehr Transparenz und Effizienz mit Virtual Reality

Interessant ist auch der Einsatz von BIM-Software in Kombination mit VR-Brillen und anderen räumlichen Virtualisierungsmöglichkeiten. Architekturbüros und die einzelnen Gewerke können die Schnittstellen nutzen, um Kunden und Auftraggebern schon vor Baubeginn einen realitätsnahen Eindruck vom späteren Gebäude zu vermitteln. Die Unterschiede zu einfachen Videoanimationen oder gerenderten Bildern sind enorm, da die Person alle Räume im virtuellen Modell selbst begehen kann. Diese Präsentationsweise ist kein reines Verkaufswerkzeug, sondern dient auch der Beschleunigung von Auswahlprozessen. Kunden sehen so direkt, wie bestimmte Ausstattungen oder gewisse Materialien im Raum wirken, ohne, dass diese dafür ihre Fantasie bemühen müssen. 3D-Modelle und Augmented-Reality-Tools (AR) kommen darüber hinaus auch beim Vermessen der Dimensionen von baulichen Komponenten zum Einsatz, wodurch die Fehleranfälligkeit sinkt. Manche Unternehmen nutzen die „digitalen Zwillinge“ von Bauprojekten zudem, um Mitarbeiter zu schulen. Insgesamt steigert der konsequente Rückgriff auf VR und AR die Produktivität in allen Projektphasen.

Private Bauvorhaben können ebenfalls profitieren

Trotz der klaren Vorzüge bei der Planung und Umsetzung von Bauvorhaben hat das BIM-Konzept bisher so gut wie ausschließlich im gewerblichen und öffentlichen Bereich Anklang gefunden. Private Bauherren zögern zurzeit noch. Zu den Hauptgründen zählt häufig die Befürchtung, der Einsatz moderner Digitaltechnologie wäre teurer als die herkömmliche Vorgehensweise. Außerdem gehen viele potenzielle Kunden aus dem Privatsegment davon aus, die BIM-Planung wäre viel zu umständlich und für ein einfaches Wohnhaus überdimensioniert. Diese Sorge ist allerdings komplett unbegründet. Die Vorteile bestehen unabhängig von der Projektgröße und der Umfang der an die BIM-Software gekoppelten Prozesse lässt sich frei skalieren. Experten hoffen darauf, dass die Akzeptanz für das BIM auch in diesem Bereich wächst, damit die digitale Technologie das Potenzial weiter entfalten kann.