Google stoppt das Tracking von Usern im Internet
Der Tech Konzern Google hat angekündigt, das Tracking der Internetnutzer durch Cookies beenden zu wollen. Die Cookies ermöglichten die Analyse des Surfverhaltens der User, was Werbetreibenden die Option der personalisierten Werbeanzeigen bot.
Doch besagte Cookies sollen nun bald der Vergangenheit angehören. Um aber zu verstehen, was genau von Google geplant wird, ist es sinnvoll zu wissen, was ein Cookie ist und wie er funktioniert. Cookies speichern vorübergehend kleine Mengen an Informationen darüber, was ein Benutzer auf einer Webseite tut, und sind ein wichtiger Bestandteil des modernen Internets.
Zum Beispiel können sie sich an Dinge „erinnern“, z. B. was sich in einem Online-Warenkorb befindet oder ob ein Benutzer angemeldet ist. Ein Tracking-Cookie eines Drittanbieters kann jedoch verwendet werden, um einem Benutzer von Webseite zu Webseite zu „folgen“, so dass eine Webseite quasi weiß, dass der Nutzer nach einer Art von Produkt – wie Kleidung oder Schuhe – gesucht hat.
So war es beispielsweise möglich, dass die Nutzer auf bestimmte Angebote aufmerksam gemacht werden konnten. Wenn sich etwa jemand für Online Casinos interessierte, wurde ihm zum Beispiel eine Werbeanzeige vom Casino Vulcan Vegas gezeigt, während jemandem, der sich für Reisen interessiert, Anzeigen von Reiseunternehmen gezeigt wurden.
In einigen der wichtigsten Webbrowser der Konkurrenz, darunter Mozilla Firefox und Apples Safari, sind sie bereits standardmäßig blockiert. Nun stellt sich die Frage, was Google als alternative Lösung im Sinn haben könnte. Zwar hat der Konzern angekündigt, keine alternativen Methoden zum Tracking verwenden zu wollen, doch es ist davon auszugehen, dass der Konzern sicher nicht die Kontrolle über die Nutzer zu verlieren beabsichtigt.
Gründe für die Maßnahme – Google bezieht Stellung
Auf die Frage nach den Gründen für die angekündigten Schritte führte Google die Bedenken vieler Nutzer hinsichtlich ihrer Privatsphäre und die Verwendung ihrer persönlichen Identität an. Die Nutzer verlören das Vertrauen in die Freiheit des Internets, erklärte David Temkin, Director of Product Management für Datenschutz und Vertrauen bei Anzeigen bei Google.
Einer Studie des Pew Research Centers zufolge glaubten 72 % der Befragten, dass der Großteil ihrer Online-Aktivitäten von Werbetreibenden, Technologiefirmen und anderen verfolgt werde. 81 % der User gaben an, dass die potenziellen Gefahren der Datenerfassung die Vorteile überwögen. Und möglicherweise dürften sie dies zurecht annehmen, denn Spionagepixel in E-Mails seien inzwischen endemisch geworden, sagt Temkin.
Die Entwicklung starker Kundenbeziehungen sei für Marken immer entscheidend gewesen, um ein erfolgreiches Geschäft aufzubauen, und dies werde in einer Welt, in der der Datenschutz an erster Stelle stehe, noch wichtiger, erklärt Temkin. Es würden weiterhin First-Party-Beziehungen auf den Anzeigenplattformen von Google für Partner unterstützt, bei denen sie direkte Verbindungen zu ihren eigenen Kunden erhielten. Google werde außerdem seine Unterstützung für Lösungen vertiefen, die auf diesen direkten Beziehungen zwischen Verbrauchern und den Marken und Verlagen aufbauen, mit denen sie zusammenarbeiten.
Google hat daraufhin bereits Änderungen an seinem Chrome-Browser vorgenommen, die Cookies und eindeutige IDs von Drittanbietern ersetzen und es Marketern ermöglichen, ein breiteres anonymisiertes Publikum zu erreichen, das auf gemeinsamen Interessen basiert. Laut Temkin sollten Menschen „nicht akzeptieren müssen, über das Internet verfolgt zu werden, um die Vorteile relevanter Werbung zu nutzen“, und hinzufügen, dass Vermarkter keine Personen verfolgen müssen, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen.
Nutzt Google seine Macht über den Markt aus?
Allerdings scheint nicht jeder einverstanden mit Googles Maßnahme zu sein. Vor allem aus der Richtung der digitalen Werbung kommt heftiger Gegenwind. Kritiker argumentieren, dass Google die Kontrolle über Chrome und Android habe. Auf diese Weise könne der Konzern auch auf anderen Wegen an Informationen gelangen, die das Verhalten der User im Netz illustriere. Für die Werbebranche werde das Geschäft jedoch deutlich komplizierter.
So erklärte der deutsche Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), dass nun das Szenario komme, vor dem kleinere Tech-Unternehmen bereits vor mehreren Jahren gewarnt hätten. Google halte die Macht über den gesamten Markt in seinen Händen und benötige die Cookies nicht unbedingt. Die EU-Kommission müsse daher eingreifen und den Plänen des Konzerns Einhalt gebieten.
Apple zieht nach, Facebook in der Klemme?
Die Giganten in der digitalen Welt Apple und Facebook treffen bereits entsprechende Vorbereitungen. So hat Apple an viel diskutierten Änderungen für iOS 14 gearbeitet, die die Art und Weise ändern, wie die digitalen Apps Personen verfolgen. So müssen die Entwickler die Genehmigung von Nutzern einholen, die Daten von den iPhones zu sammeln und gegebenenfalls weiterzugeben.
Die Entscheidung von Apple hat Facebook nun dazu veranlasst, die Änderungen offen zu kritisieren. In den letzten Monaten hat das soziale Netzwerk Werbekampagnen gegen die Änderungen an iOS durchgeführt. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat den Hersteller des iPhone sogar als einen seiner größten Konkurrenten bezeichnet.
Facebook bereitet sich bereits darauf vor, wie sich die Änderungen von Apple auf das Geschäft auswirken könnte. Facebook-Finanzvorstand David Wehner erklärte, dass das Unternehmen erwarte, dass die Benutzer sich sehr wahrscheinlich für die Option einer geringen Datenverfolgung entscheiden würden. Diese Änderungen dürften allerdings das Wachstum von Facebook verlangsamen.
Die Änderungen des Datenschutzes von Apple bereiten auch Ad-Tech-Startups, die ihren Börsengang planen, Kopfschmerzen. Die Änderungen könnten es erforderlich machen, wesentliche Änderungen an den Datenerfassungspraktiken vorzunehmen. Dies erfordere möglicherweise immense Kosten und Ressourcen.
Doch das Stoppen der Cookies dürften nicht jede Art des personalisierten Trackings verhindern, denn die Branche hat bereits kreative Lösungen entwickelt. Beim sogenannten „Fingerprinting“ wird beispielsweise versucht, mehrere Informationen des genutzten Geräts zu verwenden, zum Beispiel die Browserversion, der Typ des Geräts, die Sprache, die IP-Adresse und sogar die verwendeten Schriftarten. So könne das Gerät identifiziert werden. Der Werbetreibende kennt zwar nicht den Namen der Person, doch die gesammelten Informationen machen es möglich, dem Nutzer auch weiterhin im Internet zu folgen.