Online- Dating ist ein unterhaltsamer Zeitvertrieb. Aber hier lauert die Gefahr.

Online- Dating ist ein unterhaltsamer Zeitvertrieb. Aber hier lauert die Gefahr.

Online- Dating ist ein unterhaltsamer Zeitvertrieb. Aber hier lauert die Gefahr.

Im letzten Jahr, den langen Monaten der Kontaktbeschränkungen, hat sich unser Freizeitverhalten radikal verändert und die Gesichter unserer Bekannten verblassten zusehends. Freundschaften wurden ausgedünnt und unsere emotionale Bandbreite zog sich zusammen. Stattdessen verbrachten wir immer mehr Zeit vor dem Bildschirm.

Wir waren natürlich schon längst zum Flirten im Netz – tatsächlich haben 17% der Deutschen einen Partner im Internet kennengelernt. Online-Partnerbörsen versprechen die Lösung, verbindlich und effektiv, mit Spaß und mit der Hoffnung, tatsächlich einen Partner fürs reale Leben zu finden.

Die Dating-Experten von loca-dating.de, einem Vergleichsportal von Apps und Plattformen für die Partnersuche, beobachten seit einem Jahr die sprunghaft angestiegenen Zugriffszahlen von Nutzern und das Wachstum immer neuartiger und spezifischer Angebote.

Im Dschungel von inzwischen mehr als 2500 Anbietern allein im deutschsprachigen Raum ist es leicht, die Orientierung zu verlieren. Manche Partnersuchende probieren unterschiedliche App und bleiben irgendwo hängen. Viele werden fündig, treffen einen liebenswerten Menschen und kehren in ihr reales Leben mit Zuversicht und Freude zurück.

Für andere wird Online Dating zur Falle. Sie verlieren sich in der vermeintlichen Verfügbarkeit von unbegrenzten Kontakten. Was aber passiert, wenn jemand viele Stunden täglich (oder nachts) auf Dating-Apps verbringt, gleichzeitig bei mehreren Apps angemeldet ist, seine Energie, seine ganze Lebensfreude aus diesen Plattformen bezieht?

 

Wann sprechen wir von einer Sucht in Bezug auf online Verhalten?

Jedes Mal, wenn eine neue Nachricht eintrifft, ein Smiley oder eine Rose geschickt wird, schüttet das Gehirn als Belohnung einen Schuss Dopamin aus. Wie auch bei anderen Süchten verstärkt dieser rauschhafte Kick den Wunsch nach Wiederholung.

Es folgen Phasen von Aufregung, Abregung, Plateau, dann das Gefühl eines Mangels, das nach einer erneuten Aktivierung ruft. So entwickelt sich schleichend eine Abhängigkeit vom Belohnungssystem der Dating-App.

Wie bei anderen Süchten verlangt auch online Sucht nach immer stärkeren und häufigeren Reizen. Was mit der Nutzung einer einzigen Dating-App anfängt, weitet sich aus auf die gleichzeitige Nutzung mehrerer Apps mit multiplen Profilen.

Nutzer professionalisieren ihre Kontaktanbahnung und ziehen ihre Texte aus der Konserve, anstatt einer persönlichen Ansprache zur Kontaktaufnahme setzen sie die Bausteine ihrer Kommunikation wahllos zusammen, um eine Vielzahl an Bekanntschaften parallel zu kultivieren. Für sie zählt nicht die Qualität eines Kontaktes, sondern nur noch die Menge der Nachrichten. Und trotz der häufigen Präsenz auf Dating-Seiten kommt selten eine reale Begegnung zustande.

Online Dating-Plattformen wurden ursprünglich konzipiert, um einen Partner zu vermitteln. Daher stellen sie Werkzeuge zur Verfügung, die die Kontaktanbahnung und Kommunikation erleichtern. Diese klare Zielsetzung hat sich jedoch in den letzten Jahren verändert. Mit der Einführung von Chats und Video-Chats verbringen Nutzer immer mehr Zeit auf dieser Plattform. Wo es früher darum ging, so rasch und passgenau wie möglich eine Verabredung zu machen und dann einen potenziellen Partner zu einem Date zu treffen, geht es jetzt um den ausgedehnten Flirt, das Anbandeln ohne das Ziel einer tatsächlichen, realen Verabredung.

Wer das Vertrauen verloren hat, dass im realen Leben etwas Erstrebenswertes, Gutes und aufregendes passieren kann, klammert sich an unverbindliche, virtuelle Begegnungen. Die Schwierigkeit, einen Menschen draußen zu treffen, besonders hart im letzten Jahr der Corona-Pandemie, verleitet viele Nutzer dazu, mehr Zeit online auf den Partnerbörsen zu verbringen.

Der Trend zu mehr Zeit online wird verstärkt durch eine sogenannte „Gamification“ der Dating-Angebote. Viele Partnerbörsen belohnen ihre Nutzer für ihre Aktivität auf der Seite mit unterhaltsamen Spielen, Puzzles und spielerischen Icons,. Wer z. B ein Rätsel erfolgreich löst, wird belohnt von seinem Gehirn durch die Ausschüttung des Neurotransmitter Dopamin, was ein Wohlgefühl und einen Schuss Selbstvertrauen erzeugt. Das bewirkt, dass der Nutzer dieses Erfolgserlebnis wiederholen möchte und ein weiteres Spiel oder einen weiteren Kontakt aufnimmt.

Nach vielen Wiederholungen bleibt das angenehme Gefühl aber aus, da das Gehirn sich an die erhöhten Dopaminspiegel „gewöhnt“ hat und diesen runterreguliert. Das Ausbleiben der Belohnung führt dazu, dass Nutzer neue kurzfristige Verstärker suchen, indem sie neue Kontakte anbandeln, unterschiedliche Profile erstellen oder sich gar unter verschiedenen Identitäten auf mehreren Apps anmelden.

Ein solches Verhalten ist problematisch, wenn es dazu führt, dass sich ein Nutzer in der Online-Welt verliert. Ein Flirt oder ein Date sind nicht mehr das Ziel, sondern die Beschäftigung mit der Plattform ist zum Selbstzweck geworden.

Das Geschäftsmodell vieler Dating – Apps und Partnerbörsen basiert auf einem Abosystem oder auf dem Kauf von „Credits“ für Nutzer-Aktivitäten. Der wirtschaftliche Erfolg dieser Angebote ist größer, je länger ein Nutzer aktives Mitglied ist. Die Spiele und Spaßmacher, Eisbrecher und Komplimente verstärken diese Mechanismen, indem sie die Nutzer dazu verleiten, so viel Zeit und so lange wie möglich auf der Plattform zu verbringen.

 

Aber können wir hier tatsächlich von einer Sucht reden?

Offiziell ist „Mediensucht“ eine medizinisch anerkannte Verhaltenssucht, ähnlich der Süchte im Gaming und Pornobereich. Suchtkriterien sind Intensität der Nutzung und Exklusivität des Verhaltens, also der Verzicht auf andere Aktivitäten oder andere belohnende Verhaltensweisen. Wenn das Interesse eines Nutzers an anderen, früher wichtigen Aspekten seines Lebens schwindet oder gar Freundschaften und Beziehungen ersetzt, kann man von einem Suchtverhalten reden.

Ein verbreitetes Merkmal einer Sucht ist die Unfähigkeit, mit dem problematischen Verhalten aufzuhören. Wer also trotz erfolgreich angebahnter Chats den Sprung ins reale Leben nicht mehr schafft und keinen Wunsch verspürt, einen Kontakt durch Begegnung und persönlichen Austausch zu vertiefen, sollte sein Verhalten kritisch hinterfragen.

 

Wer ist gefährdet?

Erste Studien deuten darauf hin, dass Personen mit Sozialphobien oder einem Hang zu Depression und Angststörungen stärker von Suchtverhalten betroffen sind. Das gilt auch für die Dating-Sucht. Kontaktbörsen sind besonders beliebt bei introvertierten Personen, die im geschützten Raum der online Welt ihre Schüchternheit leichter überwinden können. Aber die fortgesetzte Nutzung der Plattform verstärkt die Kontakthemmnisse, denn die erfolgreichen Chats werden nicht in die reale Welt transportiert.

Auch Perfektionisten fühlen sich von dem Versprechen der immer verfügbaren, immer besseren Profile angezogen. In dieser Shoppingmentalität glaubt der Nutzer, dass es immer jemanden besseres oder attraktiveres geben kann. Dieser Optimierungswahn kann zwanghaft werden und sich zur Dating-Sucht entwickeln.

Manche Nutzer motiviert ihr Jagdfieber. Der Vorgang des Anbandelns ist aufregend und belohnt den Jäger, wenn das Objekt seiner Jagd anbeisst. Das vermeintliche Überangebot erschwert eine verbindliche Entscheidung für eine Person. Die Jagd geht weiter.

Was tun, wenn Du suchtartiges Datingverhalten an Dir bemerkst? Oder Du von Deinen Freunden darauf hingewiesen wirst, dass Du ständig online chattest und Dich nur noch in Deinen eigenen vier Wänden verkriechst?

Hier ist es wichtig zu fragen: Was tut mir gut und was nicht? Wenn die Intensität und Zeit der Online-Aktivitäten so gestiegen sind, dass das reale Leben, sei es Ausbildung oder Beruf, Familie oder Freundeskreis vernachlässigt werden und immer unbedeutender werden, dann ist es Zeit, sich selbst aus Eigenliebe und Verantwortung Grenzen zu ziehen.

Wie bei anderen Süchten ist der totale Abbruch schwierig, aber effektiv. Melde Dich von allen Foren ab, lösche die Apps und kontrolliere Dein Online-Verhalten. Wenn Du merkst, dass Du alleine nicht die Kraft für einen radikalen Entzug hast, such Dir psychotherapeutische Hilfe oder nehme Kontakt mit einer Suchtberatungsstelle auf.

Als Dating-Profis empfehlen wir grundsätzlich eine zielgerichtete Partnersuche, so dass die Zeit online minimiert und die Chance auf eine Verabredung im realen Leben erhöht wird. Daher bieten wir auf loca-dating.de für unsere Nutzer kostenfrei sorgfältig recherchierte, zielgruppenspezifische Vergleiche unterschiedlicher Plattformen und Apps an. Dies senkt das Risiko, sich in den Untiefen unzähliger, oft unpassender Online-Datingseiten zu verlieren.

Ein wunderschönes Date im realen Leben mit einem potentiellen Traumpartner ist das beste Gegenmittel gegen schleichende Dating-Sucht. Und Begegnung und Austausch, Lachen und Zärtlichkeit im realen Leben vitalisiert und ist immer noch die nachhaltigste und wohltuendste Quelle für Dopamin für unser belohnungshungriges Gehirn.

Image by Susanne from Pixabay
Über Volker 1391 Artikel
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