Der digitale Bäcker
Der Begriff „Digitalisierung“ ist bereits seit längerem nicht mehr aus Industrie und Wirtschaft wegzudenken. Die Corona-Pandemie hat diese Tatsache zusätzlich verstärkt. Eine aktuelle Studie des Digitalisierung-Index der techconsult GmbH (2020/21) unter 2.000 befragten mittelständischen Unternehmen ergab, dass 31% der Handels-Betriebe kurzfristig ihre wichtigsten Prozesse digitalisiert haben.
Leider bleiben kleine Handwerksbetriebe oder örtliche Geschäfte im Allgemeinen meist auf der Strecke, wenn es in der Politik um die Planung künftiger digitalen Geschäftsmodelle geht.
Gründe für die fehlende Digitalisierung in kleinen Betrieben
Der Hauptgrund für eine „digitale Zurückhaltung“ in kleinen Unternehmen scheint offensichtlich. Digitalisierung kostet sehr viel Geld. Wenn große Unternehmen über Digitalisierung reden, werden häufig Millionenbeträge in die Hand genommen. Eine vollkommen utopische Investitionssumme für die vielen kleineren Betriebe. Darüber hinaus stellt sich außerdem häufig die Frage, wo Digitalisierung in einem kleinen Unternehmen genau unterstützen kann und soll.
Für den Malermeister oder den Frisiersalon macht die Digitalisierung häufig keinen Sinn. Es wird weder der digitale Pinsel in Zukunft die Wände streichen noch die digitale Schere die Haare schneiden. Ein traditionelles Geschäftsmodell findet beim ersten Anlauf oft keinen Zugang zur digitalen Zukunft. Und somit bleibt dieser Weg den Kleinst- und Kleinunternehmen häufig verwehrt.
Warum sollte jedes Unternehmen über Digitalisierung nachdenken?
Auch wenn ein Einsatz digitaler Mittel vielleicht zunächst keinen Sinn ergeben mag, sollten sich auch kleine und handwerklich orientierte Betriebe mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen. Häufig ist es nicht zwingend der Arbeitsprozess, in welchem die Digitalisierung unterstützen kann. Vielmehr unterstützt diese im Marketing oder Vertrieb. Und speziell hier ist häufig auch mit geringem finanziellem Aufwand ein großer Mehrwert vorhanden.
Praxis-Beispiel: Der digitale Bäcker
Stellen Sie sich folgendes vor: An der Eingangstür Ihres Mehrfamilienhauses hängt häufig ein Stoffbeutel. Im Gespräch mit Ihrer Nachbarin stellt sich schließlich heraus, dass diese täglich bei Ihrem örtlichen Bäcker frische Brötchen bestellt. Der Bäcker steckt die Backwaren jeden Morgen in die Stofftüte an der Tür.
Die Nachbarin muss hierzu nur am Abend auf die Webseite des Bäckers gehen und mittels Kontaktformular die Brötchen für den nächsten Morgen bestellen.
Digitalisierung schafft mehr Kunden und mehr Bekanntheit
Hat die Nachbarin bereits früher bei diesem Bäcker eingekauft? Nein. Denn der besagte Bäcker befindet sich am anderen Ende des Ortes und Ihre Nachbarin will nicht so früh aufstehen, um noch vor der Arbeit die Brötchen zu erhalten.
Der Bäcker hat es also mit minimalem Aufwand geschafft, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, welches ihm Kunden einbringt, die er zuvor nicht hatte. Die Investitionskosten für ein Kontaktformular mit Produktauswahl gab ein ortsansässiges Softwareunternehmen mit 600€ Einmalkosten an.
Hinzu kommt, dass der Bäcker nun jeden Tag weiß, wie viele Produkte er herstellen muss. Somit wird deutlich weniger Abfall produziert.
Digitale Prozesse erfolgreich etablieren – so geht’s
Überlegen Sie zunächst, welche Abläufe Sie in Ihrem Unternehmen prinzipiell digitalisieren können. Versetzen Sie sich dann in die Lage Ihrer (potenziellen) Kunden. Welche Herausforderungen gibt es auf dem Weg zu Ihren Produkten und Services? Welche Prozesse haben Verbesserungs-Potenzial?
Erkundigen Sie sich anschließend bei einem IT-Unternehmen, wie sich mögliche Verbesserungen digital umsetzen lassen. Rechnen Sie anfallende Kosten und voraussichtliche Gewinne gegeneinander und ermitteln Sie so, ob sich eine Investition lohnt. Um die geplanten Erfolge besser abschätzen zu können, führen Sie beispielsweise eine Befragung unter Ihren Bestandskunden durch.
Oftmals lassen sich digitale Services auch unverbindlich für einen Probezeitraum testen. Nehmen Sie diesen Service in Anspruch, so minimieren Sie Ihr finanzielles Risiko.
Fazit: Auch kleine Unternehmen können mit digitalen Prozessen viel erreichen
Oftmals zeigt sich auf den zweiten Blick, dass Digitalisierungsprozesse nicht nur für Großunternehmen interessant sind, sondern durchaus auch für kleine Betriebe einen Vorteil bringen. Es ist immer lohnenswert, einen Blick über den Tellerrand zu wagen und sich mit neuen, technischen Möglichkeiten auseinanderzusetzen.