Digitalisierung im Gesundheitswesen: ein Ausblick
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran. Längst hat der elektronische Datenverkehr in deutschen Arztpraxen die handgeschriebene Patientenakte abgelöst. Verschiedene Gesetze wurden bereits beschlossen, um die Digitalisierung in der Medizin zu beschleunigen.
Zu diesen Gesetzen gehören das Terminservice-und Versorgungsgesetz (TSGV), das Arzneimittelgesetz (GSAV), das Digitale Versorgungsnetz (DVG), das Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG), das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) sowie das Ende 2019 in Kraft getretene Digitale-Versorgungs-Gesetz (DVG). Die Corona-Pandemie beschleunigt diesen Trend zusätzlich. So ist seit dem 19.10.2020 beispielsweise wieder die Krankschreibung per Telefon unter dem Druck der zweiten Welle möglich.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet Patienten und Ärzten eine Vielzahl von Chancen, ist aber auch mit Risiken verbunden. In diesem Artikel möchten wir uns den Vor- und Nachteilen dieses Prozesses widmen. Da der Trend der Digitalisierung unumkehrbar ist, geht es mit Blick auf die Risiken weniger darum, die Digitalisierung in bestimmten Bereichen einzugrenzen, sondern konstruktive Lösungen dafür zu entwickeln, wie die Digitalisierung gestaltet werden kann, um ebendiese Nachteile zu vermeiden.
Mit KI, Big Data und Robotik in eine neue Ära
Die mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen verbundenen Maßnahmen stehen in einem engen Zusammenhang mit KI, Big Data und der Robotik. Beispielsweise ermöglichen intelligente Algorithmen eine bessere Treffsicherheit bei Diagnosen. Forscher der Universität Oxford sprachen hier von einer möglichen Verbesserung der Diagnosegenauigkeit von 80 auf 90 %, die nunmehr bereits aus der Ferne durch Analysetools vorgenommen werden kann.
Die Schlafanalyse fortschrittlicher Fitnesstracker bietet bereits eine Vorahnung, wie revolutionär die Entwicklung durch KI in der Medizin 4.0 ist. So könnten intelligente Programme bei vielen Patienten den aufwendigen und kostspieligen Gang ins Schlaflabor überflüssig machen. Überdies unterstützt die automatische Datenüberwachung dabei, rechtzeitig einen Alarm auszulösen. Dies könnte unter anderem dabei helfen, Herzinfarkten und Schlaganfällen vorzubeugen.
Big Data wiederum gestattet Ärzten eine bessere Kommunikation untereinander. Auf diese Weise erkennen Fachärzte auf einen Blick in der elektronischen Patientenakte alle relevanten Informationen. Im Bereich der Robotik sind es intelligente Roboterassistenten, die in Krankenhäusern Routineaufgaben wie die Messung von Blutdruck, Blutzuckerspiegel, Puls, Herzfrequenz und Körpertemperatur vornehmen und die Pflegekräfte entlasten.
Die Vorteile der Medizin 4.0
Die Digitalisierung bietet Ärzten und Pflegern im Gesundheitswesen also jede Menge Vorteile. Die Einsparungen an Zeit, Personal und Kosten sind enorm, was jeder nachvollziehen kann, der sich vorstellt, wie es früher war, als Ärzte sich noch mühselig durch die Patientenakten durchkämpfen mussten, um die entscheidenden Informationen zu finden. Die Entlastung des Pflegewesens durch die Übernahme von Routineaufgaben durch Roboter ist ebenfalls massiv.
Dies geht mit einem weiteren Trend einher, durch moderne Apps und Wearables den Patienten dazu zu befähigen, sich selbst zu helfen. Viele Sprechstunden können zudem in Chats oder Videokonferenzen absolviert werden. Dies trägt insbesondere dazu bei, den Stadt-Land-Gegensatz bei der ärztlichen Versorgung zu überwinden, verringert die Ansteckungsgefahr und beschleunigt die Prozesse.
Mögliche Risiken der Digitalisierung
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das ist bei der Medizin 4.0 nicht anders. Durch die Digitalisierung werden immer mehr Daten der Patienten gesammelt sowie zentralisiert und viele Patienten sind sich unsicher, was mit ihren Daten geschieht. Auch dass der Zahnarzt möglicherweise von einer psychiatrischen Diagnose durch einen Blick in die Patientenakte in Kenntnis gesetzt wird, ist nicht jedem Patienten Recht.
Der Trend zu immer größeren Spitälern, die mit der modernsten Technologie ausgestattet sind, führt dazu, dass immer mehr Krankenhäuser geschlossen werden. Patienten müssen für den Gang in die Klinik weitere Wege auf sich nehmen. Vor allem ältere Menschen, die wochenlang in Krankenhäusern verweilen, leiden unter der Situation, wenn sie weit weg von ihrer Heimat und Familie mehr oder weniger auf sich allein gestellt sind. Gerade diese Patientengruppe könnte den Verlust an sozialen Kontakten bedauern, der sich auch durch die Übernahme von Routineaufgaben durch Roboter in der Pflege manifestiert.
Außerdem werden die neuen Hightech-Großkrankenhäuser für Hackerangriffe immer attraktiver. Terroristen könnten durch Cyberattacken einen massiven Schaden verursachen ebenso wie mögliche Kriegsgegner in einem militärischen Konflikt, da der Cyberkrieg im Krieg der Zukunft neben der Armee, Marine und Luftwaffe die vierte Dimension darstellt.