Assistenzrobotik für häusliche Pflege durch videobasiertes Angehörigennetzwerk
In einem gerade gestarteten Forschungsprojekt entwickelt die Technische Universität Ilmenau einen innovativen mobilen Assistenzroboter, der eine enge Vernetzung von Pflegebedürftigen, pflegenden Angehörigen und Pflegepersonal ermöglichen soll.
Das Verbundprojekt MORPHIA (Mobiler robotischer Pflegeassistent zur Verbesserung von Teilhabe, Versorgung und Sicherheit in der häuslichen Pflege durch videobasiertes Angehörigennetzwerk) wurde im Rahmen des BMBF-Wettbewerbs zum Förderschwerpunkt „Robotische Systeme für die Pflege“ als eines der Siegerprojekte ausgewählt und wird bei einem Gesamtvolumen von 2,28 Millionen Euro vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit 1,64 Millionen Euro für drei Jahre gefördert.
Die TU Ilmenau koordiniert den Forschungsverbund, dem insgesamt acht Partnern aus Wissenschaft, Technologiefirmen und dem Pflegebereich angehören.
Die Zahl der Menschen, die auf häusliche Pflege angewiesen sind, steigt stetig. Den weitaus größten Teil der Pflege übernehmen dabei die Angehörigen. Zum Teil werden diese durch ambulante Pflegedienste unterstützt, die je nach Pflegegrad ein- bis dreimal pro Tag zu den Pflegebedürftigen kommen.
Außerhalb dieser Betreuungszeiten sind diese jedoch auf sich allein gestellt. Durch den zunehmenden Mangel an ambulanten Pflegekräften und veränderte Familienstrukturen werden patientengerechte technische Assistenzsysteme zur Unterstützung der Pflegebedürftigen und deren Angehörigen nötig.
Mit dem Projekt MORPHIA sollen neue Ansätze für autonome Assistenzrobotik entwickelt werden, die die Vernetzung zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden stärken und eine möglichst gute Pflege zuhause unterstützen sollen. „Unser Ziel ist die Entwicklung eines sozialen Assistenzroboters zur Unterstützung des Pflegenetzwerkes aus Angehörigen, Freunden und Pflegediensten“, erläutert Projektleiter Professor Horst-Michael Groß, Leiter des Fachgebietes Neuroinformatik und Kognitive Robotik der TU Ilmenau.
„Der Roboter soll autonom in der häuslichen Umgebung navigieren und Kommunikationsmöglichkeiten wie Videopräsenzsysteme mobil zur Verfügung stellen. Im Unterschied zu anderen Vorhaben wird der Assistenzroboter also keine unmittelbaren Pflegeleistungen übernehmen, sondern das Pflegenetzwerk auch über große räumliche Distanzen bei der sozialen Betreuung und einer guten Pflege durch Menschen unterstützen.“
Über die MORPHIA-Pflegeplattform, die sich aus dem Roboterassistent und einem Kommunikationsnetzwerk zusammensetzt, sollen die Aufgaben im Pflegenetzwerk künftig leichter abgestimmt und verteilt werden. Dazu entwickeln die Forscher eine einfach zu handhabende mobile Videopräsenz, die sowohl vom Pflegebedürftigen selbst als auch von Angehörigen, zum Beispiel via Smartphone oder Tablet, von jedem beliebigen Orten aus aufgebaut werden kann.
Bekannte Defizite bisheriger Robotertelepräsenzsysteme wie eine mangelnde Bedienfähigkeit durch den Pflegebedürftigen, eine fehlende Fähigkeit zur autonomen Suche des Nutzers in der Wohnung oder ein zeitaufwändiges Navigieren durch Fernsteuerung sollen dabei überwunden werden. Weiterhin sollen Weiterentwicklungen der Roboterautonomie wie beispielsweise eine fehlerfreie Feinpositionierung zur Interaktion, eine verbesserte Fähigkeit zur Überwindung von Schwellen oder die robuste Personenwahrnehmung und Personenunterscheidung die Nutzbarkeit des Assistenzroboters unter den herausfordernden Einsatzbedingungen in der Häuslichkeit erhöhen.
„MORPHIA wird sich damit deutlich von bisherigen Lösungsansätzen unterscheiden und eine kostengünstige und robuste Roboterhardware in Aussicht stellen, die eine interaktionsfähige und praxistaugliche Unterstützung der Pflegearbeit im häuslichen Umfeld ermöglichen soll“, so Professor Hülsken-Giesler, Projektpartner im Bereich Pflegewissenschaft der Universität Osnabrück.
Das Projekt baut auf die in zahlreichen vorangegangenen Projekten erzielten Forschungsergebnisse auf und dient der Entwicklung weiterer innovativer technologischer Lösungen im Zukunftsbereich der Assistenzsysteme für die wachsenden Herausforderungen im Pflegebereich.
Quelle: Pressemeldung Technische Universität Ilmenau